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Kontrovers
Pharmaboss wird Kirchentagspräsident in Stuttgart

Stuttgart. Die Stuttgarter Zeitung hat darauf hingewiesen, dass die Ernennung des Pharmachefs Andreas Barner vom Pharmakonzern Boehringer aus Ingelheim zum Präsidenten des Deutschen evangelischen Kirchentags massive Kritik hervorruft. Trotz seines offen gelebten Glaubens und ethischer Vorsätze wird ihm vorgeworfen, nun als „Guter unter den Bösen“ – gemeint sind kapitalistische Pharmabosse – der Branche ein positives Image verschaffen zu wollen. Die Pharmaindustrie habe viele Skandale produziert; ihr gehe der Profit teilweise vor der Gesundheit.
Die Sprecherin der BuKo-Pharma-Kampagne, Claudia Jenkes, die die Aktivitäten der deutschen Pharmaindustrie im globalen Süden untersucht, sieht für die Pharmamultis einen großen Imagegewinn. Jenkes weist zum Beispiel darauf hin, dass das Schmerzmittel „Buscopan Composto“ in Deutschland schon lange verboten ist, aber in Brasilien Gewinne bringt, obwohl der Wirkstoff Metamizol schädliche Nebenwirkungen hat.
Auch der dänische Arzt Peter Goetze stellt in seinem Buch „Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität“ Pharmachef Boehringer ein schlechtes Zeugnis aus. Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Professor Wolf-Dieter Ludwig, findet das Amt des Kirchenpräsidenten für Pharmachef Professor Barner ebenfalls problematisch. Angesichts der vielen Skandale finde es Ludwig „sehr problematisch“, der Branche mit dem Ehrenamt für einen ihrer Vertreter einen „derartigen Reputationsgewinn“ zu ermöglichen.
Insofern ist die evangelische Elite, aber auch das Kirchenvolk in Stuttgart aufgerufen, nach der christlichen Praxis und medizinischen Realität im Gesundheitsbereich zu fragen und diese Ernennung zu kritisieren.

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